Viele Patienten können sich wenig unter einer Wurzelbehandlung vorstellen. Deshalb erfahren Sie hier das Wichtigste über den Ablauf und die dabei verwendeten Methoden.
Der Zahnnerv und seine Funktion
Im Inneren jedes Zahnes befindet sich Gewebe, das aus Blutgefäßen, Nervenfasern, Lymphgefäßen und Bindegewebe besteht. Umgangssprachlich wird es oft als "Zahnnerv" bezeichnet. Die fachlich korrekte Bezeichnung lautet "Pulpa".
Dieses Weichgewebe wird geschützt vom umgebenden Zahnbein ("Dentin") und im Bereich der sog. Zahnkrone zusätzlich vom Zahnschmelz.
Die Blutgefäße versorgen den Zahn mit Nährstoffen und die Lymphgefäße transportieren Stoffwechselprodukte ab. Die Nervenfasern registrieren Kälte und Wärme. Vor allem aber warnen sie durch Zahnschmerzen, wenn es zu einer Erkrankung des Zahnes und Entzündung der Pulpa gekommen ist.
Aufbau eines Zahnes mit der sog. "Pulpa" im Inneren
Warum ein Zahnnerv sich entzünden und absterben kann
Die häufigste Ursache für eine Entzündung des Zahnnervs und dessen Absterben sind Bakterien, die in die Pulpa eindringen:
- Aus einer tiefen Karies
- Über einen Riss im Zahn
- Wenn ein Zahn abgebrochen ist
- Über undichte Zahnfüllungen
- Über sog. "Freiliegende Zahnhälse"
Manchmal können aber auch ein Stoß gegen den Zahn oder eine chronische Überlastung des Zahnes die Ursachen sein. Letzteres ist dann der Fall, wenn ein Zahn durch Kippung oder eine zu hohe Füllung bzw. Krone stärkeren Kontakt mit den gegenüberliegenden Zähnen hat.
Warum entzündetes Zahngewebe entfernt werden muss
Ein entzündeter Zahnnerv kann extreme Schmerzen verursachen und eine abgestorbene Pulpa kann zur Entzündung im Kieferknochen führen. In beiden Fällen muss eine Wurzelbehandlung durchgeführt werden, um Schmerzen zu beseitigen und weitere Schäden zu verhüten.
Bei der Wurzelbehandlung wird das entzündete bzw. abgestorbene Gewebe sorgfältig aus dem Zahn entfernt. Das Innere des Zahnes wird desinfiziert. Danach wird der Hohlraum mit einer bakteriendichten Wurzelfüllung verschlossen.
Warum abgestorbene Zähne die Gesundheit gefährden können
Nachdem ein Zahnnerv abgestorben ist, bildet sich um die Wurzelspitze(n) herum eine Entzündung im Kieferknochen. Sie wird in der Fachsprache als "apikale Parodontitis" bezeichnet und ist nur auf dem Röntgenbild sichtbar. Bakterien aus diesem Entzündungsherd werden über die Blutbahn im Körper verteilt und können gesundheitliche Probleme* verursachen. Unter anderem
- erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
- Infektion natürlicher und künstlicher Gelenke
- Arteriosklerose ("Arterienverkalkung")
- Diabetes ("Zuckerkrankheit")
Deshalb ist es wichtig, einen abgestorbenen Zahnnerv rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln!
Die Voraussetzungen für den Erfolg
- Es müssen alle Wurzelkanäle gefunden und behandelt werden. Dafür sind eine gute Sicht auf die Kanaleingänge und die optische Vergrößerung des Arbeitsfeldes erforderlich.
- Die Wurzelkanäle müssen sorgfältig aufbereitet und gereinigt werden, damit keine Gewebereste verbleiben. Das bedarf spezieller Aufbereitungstechniken.
- Die Bakterien in den Wurzelkanälen und ihren Seitenkanälen müssen gründlich beseitigt werden. Dazu sind zusätzliche Desinfektions-Maßnahmen notwendig.
- Die Wurzelkanäle und der Zahn müssen bakteriendicht verschlossen werden, damit es zu keiner erneuten Entzündung kommt. Dafür sind sorgfältige Füllungstechniken erforderlich.
Kofferdam: Schutz vor Speichel, Bakterien und Verschlucken
Bei jeder Wurzelbehandlung besteht die Gefahr, dass Speichel und Bakterien in den geöffneten Zahn gelangen und zu einer zusätzlichen Infektion führen. Außerdem könnten Teile der Desinfektionsflüssigkeit oder eines der kleinen Instrumente, die wir bei der Behandlung verwenden, vom Patienten verschluckt werden.
Deshalb legen wir vor der Behandlung einen sog. Kofferdam an. Das ist ein dünnes, flexibles Tuch aus Latex oder Silikon, das über die Zähne gestülpt wird. Dabei bleiben nur der zu behandelnde Zahn und die Nachbarzähne sichtbar. Der Rest der Mundhöhle wird sicher und vollständig abgedeckt.
Darstellung der Wurzelkanaleingänge
Die Anzahl der Wurzelkanäle ist von Zahn zu Zahn verschieden und ihre Anordnung variiert sehr stark. Für den Erfolg einer Wurzelbehandlung ist es entscheidend, dass alle Wurzelkanäle gefunden und bearbeitet werden. Ein übersehener Wurzelkanal kann dazu führen, dass die Entzündung fortbesteht.
Für das Auffinden aller Wurzelkanäle benötigt man zum Einen viel Erfahrung. Zum Anderen muss die Sicht auf die Kanaleingänge gut sein. Wir verfügen in unserer Praxis über die nötige Erfahrung und arbeiten grundsätzlich mit optischer Vergrößerung.
Unterstützende Verwendung von Ultraschall
Die Eingänge feiner Wurzelkanäle sind manchmal verkalkt und deshalb kaum sichtbar und schwer zugänglich. Ein weiteres Problem ist die Reinigung der Wurzelkanäle mit Spülungen: Die Spüllösung gelangt oft nicht in die feinen Seitenkanäle.
Deshalb setzen wir beim Aufsuchen der Wurzelkanaleingänge Ultraschall ein, der die Verkalkungen löst. Mit ihm aktivieren wir auch Spüllösungen im Wurzelkanal, damit sie in die feinen Seitenkanäle gelangen. Ultraschall ist auch hilfreich beim Entfernen von Wurzelstiften und abgebrochenen Instrumenten im Wurzelkanal.
Elektronische Längenmessung der Wurzelkanäle
Wurzelkanäle müssen in ihrer gesamten Länge gereinigt, erweitert und gefüllt werden, damit keine abgestorbenen Gewebereste und keine Hohlräume für Bakterien zurückbleiben. Dafür muss die Länge der einzelnen Wurzelkanäle exakt gemessen werden. Üblicherweise werden dafür spezielle Röntgenaufnahmen angefertigt.
Wir führen in unserer Praxis die Längenmessung mit einem elektronischen Gerät durch. Dadurch ersparen wir Ihnen eine der bei einer Wurzelbehandlung erforderlichen Röntgenaufnahmen.
Maschinelle Aufbereitung der Wurzelkanäle
Üblicherweise werden Wurzelkanäle mit feinen Handinstrumenten aufbereitet und erweitert. Das ist zeitaufwendig und bei gekrümmten und verzweigten Kanälen auch sehr schwierig. Wenn nicht alle Bereiche der Wurzelkanäle erfasst werden, können Gewebereste zurückbleiben.
In unserer Praxis führen wir die Wurzelkanalaufbereitung deshalb maschinell mit rotierenden und extrem flexiblen Feilen durch. Damit können wir die Wurzelkanäle in ihrem gesamten Verlauf besser und sorgfältiger aufbereiten.
Gründliche Reinigung und Desinfektion des Zahninneren
Trotz sorgfältiger mechanischer Aufbereitung können noch Gewebereste und Bakterien im Inneren des Zahnes verbleiben. Wenn sie nicht entfernt werden, ist der Erfolg der Wurzelbehandlung gefährdet und die Entzündung kann weiter bestehen.
Um das zu vermeiden, spülen wir die Kanäle nach der Aufbereitung in mehreren Schritten mit reinigenden und desinfizierenden Lösungen. Die Reihenfolge dieses "Spülprotokolls" basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Bakteriendichte Füllung der Wurzelkanäle und Kontrolle
Für den Erfolg einer Wurzelbehandlung ist entscheidend, dass keine Hohlräume im Zahn bleiben, in denen sich Bakterien festsetzen und vermehren könnten. Deshalb müssen die Wurzelkanäle in ihrer gesamten Länge dicht gefüllt und die Wurzelfüllungen anschließend röntgenologisch kontrolliert werden.
Für die Wurzelfüllung verwenden wir ein sog. thermoplastisches Material: Es wird in leicht erwärmtem und weichem Zustand in die Wurzelkanäle eingebracht. Dadurch passt es sich der Form der Wurzelkanäle an und füllt auch Seitenkanäle dicht aus, bevor es erkaltet und aushärtet.
Die Wurzelfüllung auf der Röntgenaufnahme
Nach dem Einbringen der Wurzelfüllung fertigen wir zu Kontrollzwecken eine Röntgenaufnahme an: Damit prüfen wir, ob die Wurzelkanäle in ihrer gesamten Länge gefüllt und die Füllungen optisch dicht sind. Bei Bedarf können wir noch Korrekturen an der Wurzelfüllung vornehmen, bevor der Zahn endgültig verschlossen wird.
Solche Röntgen-Kontrollaufnahmen sind auch später noch erforderlich, um zu prüfen, ob die Entzündung im Kieferknochen, wie sie bei abgestorbenen Zähnen oft entsteht, wieder ausgeheilt ist.
Bakteriendichter Verschluss der Kanaleingänge
Auch die Eingänge der Wurzelkanäle müssen dicht verschlossen werden, damit keine Bakterien eindringen können. Gewöhnlicherweise wird ein einfacher Zement oder normaler Kunststoff dafür verwendet. Dabei ist leider nicht immer gesichert, dass der Verschluss tatsächlich bakteriendicht ist.
Um ganz auf der sicheren Seite zu sein, verschließen wir die Kanaleingänge mit dem sog. dentinadhäsiven Verfahren. Dabei wird das als Verschluss dienende Komposit (ein mit Keramik verstärkter Kunststoff) mittels eines Klebeverfahrens bakteriendicht mit dem Zahn verbunden.
Stabile Wiederherstellung des Zahnes
Viele Zähne, die eine Wurzelbehandlung benötigen, sind durch Karies oder durch abgebrochene Teile stark beschädigt (wie der Zahn in dem hier gezeigten Fallbeispiel). Damit sie überkront werden können, muss man sie zunächst wieder aufbauen und einen stabilen Kern schaffen.
Auch beim Aufbau des Zahnes setzen wir auf maximale Sicherheit: Wir verwenden dafür ebenfalls ein Komposit, das fest mit der restlichen Zahnsubstanz verbunden wird. Bei Bedarf verstärken wir den Aufbau mit Glasfaserstiften, die in den Wurzelkanälen verankert werden.
Überkronung zur langfristigen Erhaltung
Viele wurzelbehandelte Zähne haben nur noch wenig gesunde restliche Zahnsubstanz. Wenn sie nach der Wurzelbehandlung nur mit einer Zahnfüllung versorgt werden, besteht die große Gefahr, dass auch noch der Rest gesunder Zahnsubstanz wegbricht.
Deshalb ist es in den meisten Fällen sicherer, einen wurzelbehandelten Zahn zu überkronen. Eine Krone (meistens aus Keramik) umfasst den Zahn wie eine stabile, schützende Kappe und sorgt dafür, dass er lange hält und nichts abbricht.
Krischerstraße 87
40789 Monheim am Rhein
Kostenlose Parkmöglichkeiten finden Sie auf Parkdeck 3 des Parkhauses hinter dem Comfort Hotel, Rheinpromenade 2 in Monheim.
07:00 - 20:00
07:00 - 20:00
07:00 - 20:00
07:00 - 20:00
07:00 - 14:00